Karl Stirner

Ein großer schwäbischer Malerpoet

Seine Mutter Josepha geb. Scheuermann aus Winzenweiler, brachte ihn am 4. November 1882 in Rosenberg bei Ellwangen zur Welt. Seine Eltern hatte er früh verloren.

"Dorfschüler und Viehhirte wurde ich zugleich. Dann Zimmermaler und gelegentlich mal Handwerksbursche" erzählt er in einer biographischen Notiz und fährt fort: "Mit sechsundzwanzig Jahren ging's auf die Kunstgewerbeschule, aber nur anderthalb Semester, weil ich krank wurde und es mir schlecht ging und dann jahrelang im Sanatorium war. Fing nun an auf eigene Faust zu malen. Und mein erster Versuch, die Illustration zum "Stuttgarter Hutzelmännchen" brachte mir einen großen Erfolg. Durfte mit einem Reisestipendium nach Italien und Afrika. Von da an gibt's Aufträge und auch Brot. Und so hab ich's getrieben all die Jahre. Das eine Mal male ich, das andere Mal zeichne ich, und dann überkommt es mich manchmal, auch so allerhand zu schreiben, weil ich eben ein Träumer bin. Im Frühjahr und Herbst aber juckt mich heute noch das Wanderblut, trotzdem ich mir nun ein eigenes Nest gebaut habe. Vielleicht bin ich ein Zugvogel ! "

Dies schrieb er in den zwanziger Jahren, als er sich in Ellwangen ein Häuschen gebaut hatte. Aber nichts kann seinen Werdegang treffender schildern, als seine eigenen Worte. Sein Bekanntheitsgrad wuchs zusehends. Anscheinend war er nicht nur jemand der schnell Beziehungenaufbauen konnte, vielmehr war es seine Kunst, die viel Schwäbisches und Intimes in sich barg, die beeindruckte und Freude erweckte und Freunde fand. Ludwig Finkh und seine früheren Lehrer an der Kunstgewerbeschule unterstützten und förderten ihn, später kam Hermann Hesse als großer Freund und Bewunderer hinzu. Die Ausstellungen mehrten sich, wie auch seine Aufträge für Illustrationen, zum Beispiel der damals sehr bekannten "Meggendorfer Blätter". 1914 verschlimmerte sich seine Bronchitis wieder zusehends, so daß er durch Vermittlung von Freunden 1915 in ein Schweizer Sanatorium kam.

Entscheidenden Einfluß auf seine weitere Arbeit hatte die intensive Begegnung mit Ernst Ludwig Kirchner, dem damals schon berühmten Expressionisten, der auf der Staffelalp in Davos arbeitete. Sein Stil änderte sich vom linear Graphischen zum neuen Kolorismus.

Verstärkt wurde diese Art zu malen noch durch seine Reisen nach Nordafrika, Palästina und Sizilien. Bilder dieser südlichen Landschaften sind von ungemein intensiver farblicher Leuchtkraft und stellen den Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens dar. - So waren einerseits die Sehnsucht nach der Ferne, andererseits aber die Liebe zur Heimat die beiden Pole im Wesen Karl Stirners, die auch in seinem Werk ihre Entsprechung gefunden haben. Diese wechselseitige Beziehung spricht auch aus vielen seiner Gedichte und Erzählungen und begründete so seinen Ruf als Malerpoeten. Er hat im Mai 1923 in Ellwangen geheiratet. Der Ehe entsprangen vier Kinder, wobei die älteste Tochter Rosa verheiratet ist und in Gaildorf lebt. Stirner ist nach einem reichen Arbeitsleben und großer Anerkennung schon zu Lebzeiten, nach Wiederausbruch seiner alten Leiden 1943 verstorben.